Anycubic Kobra S1 Combo – 3D-Drucker im Test

Anycubic Kobra S1 Combo – 3D-Drucker im Test

Nach der 2024 vorgestellten Anycubic Kobra 3 Combo greift der Hersteller mit der Anycubic Kobra S1 Combo nun auch das Premium-Segment der 3D-Drucker für Heimanwender an. Als CoreXY-Drucker mit Gehäuse bietet der Anycubic Kobra S1 eine nochmal höhere Druckgeschwindigkeit und muss sich mit Konkurrenten wie dem Bambulab P1S messen.

Bestellung und Versand

Der Drucker Anycubic ist sowohl direkt beim Hersteller als auch bei verschiedenen Drittanbietern erhältlich. Das hier getestete Exemplar wurde von Geekbuying zur Verfügung gestellt und direkt aus der EU verschickt. Es fallen also keine zusätzlichen Steuern und Zölle an.

Geekbuying bietet den Drucker einzeln und zusammen mit dem ACE Pro derzeit in verschiedenen Paketen zu Preisen ab ca. 400€ bzw. 600€ an, wobei man durch die Verwendung von Gutscheincodes teilweise noch etwas Geld sparen kann.

Das hier getestete Produkt wird durch den Hersteller zur Verfügung gestellt. Es wurde zu keinem Zeitpunkt Einfluss auf den Inhalt dieses Testberichtes genommen.

Angebote bei Geekbuying

Derzeit gibt es auch verschiedene Gutscheincodes, mit denen man beim Kauf verschiedener Bundles noch mehr Geld sparen kann, wobei insbesondere ein Angebot heraussticht:

Technische Daten

Nachfolgend findet ihr die von Anycubic angegebenen technischen Daten der Kobra S1 Combo.

Print Volume250*250*250mm
Supporting FilamentsPLA, PETG, TPU[1], ABS, ASA
Print Speed600mm/s (Max.)
Recommended Print Speed300mm/s
Recommended Acceleration10000mm/s²
Maximum Acceleration20000mm/s²
Machine DimensionKobra S1: 400*410*490mm | ACE Pro: 365.94*282.84*234.5mm
Package DimensionsS1C: 490*484*593mm, 25.9kg | S1: 490*484*573mm, 20.2kg
Complete Benchy In (according to official)15min
Noise46dB (Standard mode)
44dB (Quiet mode)
Nozzle Temperature320°C
Hotbed Temperature120℃
Nozzle DiameterStandard 0.4mm
Supports 0.2/0.6/0.8mm expansion
Pressure Advance / Flow CalibrationSupported
Firmware SolutionKobra OS
ConstructionCoreXY
X-axisLight rail
Y-axisLight rail
Z-axisSingle motor with three guide poles
Extrusion FormDual gear short-range extrusion
HotendMetal, quick-detachable
Air FiltrationActivated carbon purification
Control Screen4.3-inch capacitive touch screen
Power-off Resume PrintingSupported
Filament DetectionSupported
CameraIncluded
Video MonitoringSupported, 480P
Time-lapse PhotographySupported
External Door and Top Cover MaterialFull PC
AI DetectionSpaghetti recognition
Skip ObjectsSupported

Lieferumfang

Beim Lieferumfang gibt es keine großen Überraschungen. Der mitgelieferte USB-Stick hat eine Kapazität von 4 Gigabyte, was für die sehr kleinen Zeitraffer-Dateien mehr als ausreichend ist. Dazu kommen einige Werkzeuge sowie alle benötigten Kabel und eine kleine Filamentprobe.

Zusammenbau / Inbetriebnahme

Bei der Inbetriebnahme fällt sofort eine Parallele zu den CoreXY-Druckern von Bambulab auf. Auch hier ist der ACE Pro als Pendant zum AMS mit Schrauben in der Druckkammer befestigt und muss zunächst gelöst werden. Daneben befindet sich dann ein Karton mit Zubehör, der in Kombination mit weiterem Verpackungsmaterial den Druckkopf sicher in seiner Position fixiert. Anschließend muss nur noch die Aktivkohle in das dafür vorgesehene Fach eingelegt und das Multi-Filament-System mit dem Drucker verbunden werden. Insgesamt ist die Inbetriebnahme auf der Hardwareseite also in wenigen Minuten erledigt. Anfänger brauchen hier absolut keine Angst vor einem komplizierten Zusammenbau zu haben.

Hardware (Features)

Der Hauptunterschied der Anycubic Kobra S1 Combo zu beispielsweise der zuletzt getesteten Kobra 3 Combo (Test: Anycubic Kobra 3 Combo – Multicolor 3D-Drucker im Test) ist der grundsätzliche Aufbau des Druckers. Statt die X- und Y-Achse getrennt anzutreiben, erfolgt hier ein kombinierter Antrieb über Zahnriemen. Um das Werkzeug entlang der X-Achse zu bewegen, drehen sich beide Motoren in die gleiche Richtung, für Bewegungen entlang der Y-Achse in entgegengesetzte Richtungen. Bei Diagonalbewegungen dreht sich jeweils nur ein Motor. Im Gegensatz zum klassischen Aufbau hat der Drucker dadurch weniger träge Masse zu bewegen und die Motoren sind jeweils fest mit dem Gehäuse verbunden. Dadurch sind höhere Beschleunigungen und schnellere Geschwindigkeiten möglich (bis zu 600 mm/s, die aber in der Praxis meist nicht erreicht werden). Hinzu kommt ein nun geschlossener, aber nicht mehr beheizter Bauraum inklusive Belüftung.

Zusätzlich integriert Anycubic hier eine fest installierte Kamera für Zeitrafferaufnahmen sowie eine sehr gute Ausleuchtung des Bauraums.

Direct Extruder / Print Head

Für den Druckkopf setzt Anycubic auf eine Neuentwicklung, die einen Direktextruder sowie ein All-Metall-Hotend mit einer Standarddüse aus Messing mit einer Größe von 0,4 mm umfasst. Die maximale Drucktemperatur liegt bei vergleichsweise hohen 320 Grad, so dass auch sehr anspruchsvolle Filamente benutzt werden können. Hierfür muss jedoch beispielsweise für den Druck von ASA auf eine gehärtete Düse gewechselt werden, die zum Zeitpunkt dieses Testberichts jedoch nur über Drittanbieter erhältlich war. Dies erfordert den Austausch des Hotends, was aber dank des integrierten Hebels mit wenigen Handgriffen erledigt ist. Die eingebaute Lüftung macht einen soliden Job, wurde aber bei den für den 3D-Druck im Simracing eher einfachen Druckobjekten im Testzeitraum auch nicht an die Grenzen des Möglichen gebracht.

Display

Ein großes Plus des Druckers ist das große, sehr gute Display, über das unter anderem Einstellungen vorgenommen, das Filament verwaltet oder der Druck überwacht werden kann. Die Druckdateien werden mit 3D-Darstellungen als Vorschau angezeigt und auch beim Druck über USB können die gewünschten Filamente schnell und komfortabel ausgewählt werden. Das Touchscreen-Display, das in seiner Qualität fast an moderne Handydisplays heranreicht, lässt sich nach hinten wegklappen und schaltet sich nach einer voreingestellten Zeit automatisch ab.

Auto-Leveling

Das Autoleveling (25 Punkte werden nacheinander abgefahren und als 3D-Netz gespeichert) wird einmalig bei der Erstinbetriebnahme durchgeführt. Danach kann es optional vor jedem Druck ausgeführt werden, sinnvollerweise jeweils bei der entsprechenden Drucktemperatur. Die dabei entstehende erste Schicht ist hervorragend und war im Test (siehe Testdruck) sogar noch etwas gleichmäßiger als beim Konkurrenten P1S von Bambulab. Eine adaptive Nivellierung, bei der nur der für den Druck benötigte Bereich neu abgetastet wird, gibt es allerdings nicht.

Druckbett

Als Druckbett kommt eine klassische Ausführung zum Einsatz, Anycubic setzt hier auf eine abnehmbare magnetische PEI-Druckplatte, die Drucke bis zu einer Größe von 250 x 250 Millimetern ermöglicht. Zur einfachen Ausrichtung sind zwei praktische Kerben integriert, wodurch sich die Platte automatisch korrekt ausrichtet.

Die Haftung der Druckplatte während des Druckvorgangs ist gut, wobei Anycubic die Materialien PLA, ABS, PETG und ASA (TPU stellte im Test ebenfalls kein Problem dar) als kompatibel bezeichnet. Die sichtbare Textur überträgt sich beim Druck direkt auf die Unterseite des Objekts. Wer jedoch eine andere Optik bevorzugt, kann bereits heute über die üblichen Drittanbieter kostengünstige Alternativen beziehen.

Das Druckbett kann auf bis zu 120 Grad aufgeheizt werden. Bei einer typischen Einstellung von 60 Grad lag die gemessene Temperatur in der Mitte des Druckbetts ziemlich genau bei 60 Grad, während die Temperatur an den Rändern mit etwa 57 bis 59 Grad nur geringfügig darunter lag.

Reinigung / Poop Chute

Um die Nozzle zu reinigen und überschüssiges Filament beim Filamentwechsel zu entsorgen, setzt Anycubic auf eine Kombination aus einem Nozzle Cleaning Module (Ersatzteil im Lieferumfang enthalten) und einem Poop Chute, der das Filament an der Rückseite des Druckers auswirft. Hier sollte ein geeigneter Behälter zum Auffangen der Filamentreste aufgestellt werden. Der Drucker verhält sich sowohl beim Reinigen als auch beim Ausspucken des Filaments sehr gut. Zu keinem Zeitpunkt des mehrwöchigen Tests gab es Probleme mit überschüssigem Filament oder Filamentabfall auf dem Boden des Druckers.

Gehäuse / Belüftung

Der Anycubic Kobra S1 kommt in einem sehr schicken Design daher und hat als komplett geschlossener Drucker Abmessungen von 400 x 410 x 490 Millimeter, wobei rechts (USB-Stick) und hinten (Kabel + Poop Chute) noch zusätzlicher Platz eingeplant werden muss. Wenn man dann noch den ACE Pro Filamentwechsler einbaut, ergibt sich ein entsprechend höherer Aufbau. Der Drucker ist sehr gut verarbeitet und besitzt neben dem Gehäuselüfter mit Aktivkohle noch einen zusätzlichen Hilfslüfter, der von der rechten Seite auf die Druckplatte bläst.

Die Fronttür ist zwar funktional gut und lässt sich in jeder Position einrasten, fällt aber mit ihrer Kunststoffausführung etwas aus der ansonsten hochwertigen Materialanmutung des Druckers heraus.

ACE Pro

Als Filamentwechselsystem setzt Anycubic auf das hauseigene, leicht überarbeitete ACE-Pro-System, das stark an das AMS von Bambu Lab erinnert, aber zusätzlich eine Erwärmung des Filaments auf bis zu 55 Grad ermöglicht. Es bietet Platz für bis zu vier Spulen, die dann je nach Bedarf vom Drucker geladen werden können. Das ACE Pro verfügt über eine separate Stromversorgung und einen eigenen Ein-/Ausschalter auf der Rückseite. Allerdings wird bei jedem Farbwechsel eine relativ große Menge Filament extrudiert, um die Düse von Rückständen für die nächste Farbe zu reinigen.

Die einzelnen Slots können über das Display des Druckers oder über die Software verwaltet werden. Im Praxistest stellte sich heraus, dass das System nicht mit allen Arten von Pappspulen gut zurechtkommt, da diese bei der Rückführung des Filaments Rotationsprobleme bekommen können. Hier gibt es aber, wie könnte es in der 3D-Druck-Community anders sein, bereits DIY-Lösungen, um das Problem zu beheben.

Kamera / Beleuchtung

Der Innenraum des Druckers wird sehr gut ausgeleuchtet, was vor allem praktisch für die Überwachung des Druckers aus der Ferne ist. Hier kommt die verbaute Webcam zum Einsatz welche für diesen Zweck ideal ist, bei Zeitrafferaufnahmen allerdings qualitativ nicht mit aktuellen Top-Modellen mithalten kann.

Software

Bei der Software setzt Anycubic mittlerweile auf den Anycubic Slicer Next, eine eigene Variante des Orca Slicers. Hier lässt sich nach sehr kurzer Einrichtungszeit alles wie gewohnt einstellen und bei Mehrfarbendrucken können hier auch die gewünschten Farben definiert werden. in diesem Bereich liegt auch der einzige wirkliche Kritikpunkt an der Software. Beim Übergang zwischen den Farben muss je nach Wechsel unterschiedlich viel Filament extrudiert werden, damit keine Rückstände der jeweils letzten Farbe im Druck sichtbar sind. Derzeit kann hier aber nur ein Wert für alle möglichen Farbwechsel eingestellt werden, eine individuelle Einstellung pro Farbe ist nicht möglich.

Der aktuelle Druck kann über das Workbench-Fenster eingesehen werden. Dort kann man den Druck über die Kamera beobachten oder auch Parameter wie Geschwindigkeit und Temperatur nachträglich ändern. Die Drucke können entweder lokal über WLAN, mit dem USB-Stick oder über die Anycubic-Cloud gestartet werden, wobei für diesen Testbericht ausschließlich die Übertragung über die Cloud-Funkiton des Anycubic Slicer Next verwendet wurde.

3D-Druck

Neben all diesen Funktionen steht natürlich der 3D-Druck an sich im Mittelpunkt:

Qualität

Zunächst einmal: Die Qualität der Drucke ist auf einem sehr guten Niveau. Vor allem die erste Schicht ist unglaublich zuverlässig, was zu einer sehr geringen Anzahl von Fehldrucken führt. Die Qualität ist bereits mit den Standardprofilen sehr gut und kann mit kleinen Anpassungen (Geschwindigkeitsreduzierung in den sichtbaren Bereichen des Drucks) so eingestellt werden, dass sie kaum noch zu verbessern ist. Hier spielt der Drucker definitiv in der Oberliga.

Geschwindigkeit

Neben der Qualität ist natürlich auch die Druckgeschwindigkeit ein entscheidender Faktor. Hier gibt der Drucker auf dem Papier Maximalwerte von 600mm/s bzw. 20.000mm/s^2 an. Diese werden in der Praxis natürlich nicht erreicht, der typische PLA-Druck arbeitet dementsprechend mit Geschwindigkeiten bis ca. 300mm/s für Bereiche wie das Infill. Im direkten Vergleich mit dem Bambu Lab P1S kann bei gleichem Druck mit ca. 10-15% mehr Zeit gerechnet werden. Speed-Benchys in unter 20 Minuten sind damit ebenso möglich wie qualitativ hochwertige Drucke in akzeptabler Zeit.

Die folgenden Werte sind im Standard PLA Profil mit 0.2mm Schichthöhe voreingestellt:

  • First Layer: 50mm/s
  • Outer Wall 200mm/s
  • Inner Wall: 300mm/s
  • Gap Infill: 250mm/s
  • Sparse Infill: 270mm/s
  • Top Surface: 200mm/s

Mehrfabrdruck

Der Mehrfarbendruck liefert hervorragende Ergebnisse, selbst bei kleinsten Details sind keine Verschmutzungen zu erkennen und der (leider mit über zwei Minuten recht langsame) Filamentwechsel funktionierte über den gesamten Testzeitraum (1000+ Wechsel) stets zuverlässig. Leider entsteht konzeptbedingt sehr viel Abfall, so dass es sich lohnt, beim Mehrfarbendruck mehrere identische Modelle gleichzeitig zu drucken.

Fazit

Die Kobra S1 Combo ist derzeit definitiv das interessanteste Angebot im 3D Drucker Sortiment des von Anycubic. Als Anwender erhält man hier ein sehr gelungenes Gesamtpaket ohne nennenswerte Schwächen auf der Druckseite. Die Kombination aus hoher Geschwindigkeit trotz guter Druckqualität, der mittlerweile bis auf Kleinigkeiten ausgereiften Software und der üppigen Feature-Liste des Druckers machen ihn gerade für Einsteiger zu einer sehr guten Wahl.

Im direkten Vergleich mit dem rund 200 Euro teureren Bambu Lab P1S muss sich die Anycubic Kobra S1 Combo definitiv nicht verstecken. Auch wenn das Gesamtpaket noch nicht zu 100% rund ist, gibt es Bereiche wie die Druckerbeleuchtung oder die Düsenreinigung, in denen der Drucker von Anycubic derzeit sogar besser abschneidet als die direkte Konkurrenz. Insgesamt ist die Neuerscheinung also eine klare Kaufempfehlung für ambitionierte DIY-Fans, vor allem im Hinblick auf das sehr gute Preis-Leistungs-Verhältnis.

Pros

  • Druckgeschwindigkeit
  • Druckqualität
  • Gutes Auto-Leveling
  • Preis/Leistungs-Verhältnis
  • Beleuchtung
  • Multi-Color-Prints
  • Lieferumfang

Cons

  • Dauer Filamentwechsel
  • Müll bei Multi-Color-Prints

Anycubic Kobra S1 Combo + 4 kg ANYCUBIC PANTONE PLA: ~535€ mit Code DEKOBRAS1

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