P1 Arnage – GT Sim Racing Wheel im Test

P1 Arnage – GT Sim Racing Wheel im Test

Bei Lenkrädern mit integriertem Bildschirm hat man mittlerweile die Qual der Wahl. Das P1 Arnage GT Sim Racing Wheel hebt sich jedoch von der Masse ab und verfolgt einen anderen Ansatz als die Konkurrenz. Wie schlägt sich der vertikale Bildschirm in der Praxis und wo liegen die Vor- oder gar Nachteile des Konzepts?

Bestellung und Versand

Bei der Bestellung des Lenkrads läuft alles noch ganz klassisch ab. Zum Preis von 1.050€ + Versand (nach Deutschland sind die Kosten mit 49€ sehr hoch) kann es direkt beim französischen Hersteller P1 Sim bestellt werden. Dieser gibt derzeit eine Lieferzeit von ca. 15 Tagen an.

Technische Daten

Bei den technischen Daten gibt sich P1 Sim relativ bedeckt und macht lediglich folgende Angaben:

  • 4″ LCD Touchscreen
  • 7 illuminated push buttons
  • 2 rotary encoders
  • 2 twelve position rotaries
  • 2 Thumb rotaries
  • 33mm ergonomic Rubber grips
  • 20 RGB LEDs
  • 2 magnetic shifter paddles
  • 2 Switchless Clutch paddles
  • Wheel diameter: 290 mm
  • 5mm Carbon plate
  • CNC machined Aluminium parts
  • High Quality 2.5m long USB cable
  • VR Compatible
  • Hub compatible with any bases on the market.

Inklusive verbautem Hub kommt das Lenkrad ohne Quick Release auf ein Gesamtgewicht von rund 1300g.

Lieferumfang

Der Lieferumfang ist zweckmäßig. Das Lenkrad ist gut gepolstert in einem unauffälligen Karton verpackt:

  • Lenkrad inklusive Hub
  • Stickerbogen
  • USB-Kabel

Ein Handbuch in gedruckter Form liegt dem Lenkrad nicht bei, aber eine sehr ausführliche Version kann direkt von der Website von P1 Sim heruntergeladen werden: Manual (Download)

Funktionsumfang

Das 29 Zentimeter große P1 Arnage – GT Sim Racing Wheel besteht fast vollständig aus Aluminium und Carbon. Das gefräste Aluminiumgehäuse und die fünf Millimeter dicke Front-Plate aus Forged Carbon verleihen dem Lenkrad eine sehr hohe Stabilität und gleichzeitig auch eine edle Optik.

Funktionstasten

Das Lenkrad verfügt über eine Vielzahl von Funktionen, die sich wie folgt unterteilen lassen:

  • 7 Buttons: Die Buttons werden jeweils von einer einzelnen LED (zwei blaue und fünf weiße Buttons) beleuchtet, was ohne verwendete Aufkleber zu einer relativ ungleichmäßigen Ausleuchtung führt. Auf der Habenseite stehen eine sehr angenehme Haptik durch die Gummikappen und ein klar definierter Druckpunkt mit mittlerer Auslösekraft.
  • 2 Rotary Switches: Die beiden an der Unterseite angebrachten Drehschalter haben jeweils zwölf feste Positionen, die in der Simulation als Einzelfunktionen belegt werden können. So haben z.B. die Werte TC und ABS bei entsprechender Belegung immer feste Positionen. Die Drehschalter sind sehr griffig und die Aluminiumkappen liegen sehr gut in der Hand.
  • 2 Thumb Encoder: An den Außenseiten des Lenkrads befinden sich jeweils zwei Thumb Encoder mit Drehknöpfen aus Aluminium. Sie lassen sich durch leichtes Umgreifen relativ komfortabel bedienen und eignen sich sehr gut für häufig zu ändernde Parameter wie z.B. die Bremsbalance.
  • 2 Rotary Encoder: Relativ mittig sind zwei weitere normale Encoder angebracht, die im Vergleich zu den Rotary Switches etwas leichtgängiger sind.
  • Joystick: In Reichweite der rechten Hand befindet sich ein Vier-Wege-Joystick, der sich ideal für die Bedienung von Menüs und ähnlichen Anwendungen eignet.

Auch wenn wir mittlerweile bei fast jedem neuen Lenkrad von 7-Way-Funkys verwöhnt sind, rundet der Joystick hier den insgesamt sehr gelungenen Funktionsumfang des Lenkrads ab.

Display

Herzstück des Lenkrads und auch des Konzepts ist das zentrale, vier Zoll große VoCore-Display. Die Besonderheit liegt hier jedoch nicht in der Art des Displays, sondern vielmehr in der Art der Montage. Denn durch die vertikale Ausrichtung liegt es höher als bei fast allen anderen Simracing-Wheels mit Display. Das Konzept erlaubt auch völlig neue Dashboard-Designs, bei denen vor allem der obere Bereich auch ohne liegende Sitzposition relativ gut im Auge behalten werden kann.

Ansonsten macht der eingebaute VoCore, der über Simhub gesteuert wird, einen gewohnt guten Job. Da er auch über einen entsprechenden USB-Port mit Strom versorgt wird, sind Verbindungsabbrüche aufgrund von Spannungsproblemen auch bei sehr hoch eingestellter Helligkeit kein Thema.

LEDs

Oberhalb und seitlich des Displays befinden sich insgesamt 20 RGB-LEDs, die über den Simhub einzeln angesteuert werden können. 14 davon fungieren im Standardprofil als RPM-Anzeige, während an den Seiten jeweils drei LEDs für Flaggensymbole oder ähnliches verwendet werden. Die LEDs sind sehr edel in eine Blende eingefasst, die auch das Display umschließt. Die Beleuchtung der umliegenden Taster scheint durch die nicht aktiven LEDs sehr leicht durch, was aber im Betrieb nicht weiter negativ auffällt und nur bei genauem Hinsehen zu erkennen ist.

Shifter und Doppelkupplung

Auf der Rückseite des Lenkrads befinden sich zwei magnetische Schaltwippen sowie eine konfigurierbare Doppelkupplung. Beide Komponenten sind jeweils mit einem Aluminiumgehäuse und Wippen aus fünf Millimeter dickem Carbon ausgestattet. Letztere lassen sich über Langlöcher in einem Bereich von etwa einem Zentimeter seitlich verstellen (siehe Fotos).

Damit die beiden Shifter einwandfrei funktionieren, müssen sie über die entsprechende interne Funktion des Wheels kalibriert werden. Der Vorgang ist in wenigen Sekunden abgeschlossen und während des gesamten Testzeitraums wurden keine verpassten oder fehlerhaften Schaltvorgänge festgestellt. Die Schaltwippen liegen hinsichtlich der Betätigung auf der eher weichen Seite, haben aber dennoch einen klar definierten Auslösepunkt und sind für magnetische Schaltwippen durchaus als leise einzustufen. Ein leicht wahrnehmbares vertikales Spiel ist während des Schaltvorgangs selbst kaum spürbar, aber dennoch im Vergleich stark ausgeprägt.

Die beiden Schaltwippen der Doppelkupplung befinden sich unterhalb der beiden Shifter. Die Bedienkraft ist sehr angenehm gewählt (etwas härter als z.B. beim Podium Advanced Paddle Module von Fanatec) und die Wippen lassen sich gut betätigen, ohne die Hände vom Lenkrad nehmen zu müssen. Der Schleifpunkt der Dual Clutch Paddles kann ähnlich wie bei den Schaltwippen kalibriert und in 1 bzw. 5 Prozent Schritten eingestellt werden. Die Rückmeldung über den eingestellten Wert ist allerdings etwas unglücklich über die RPM-LEDs gelöst, so dass man bei präzisen Einstellungen oft mehr als einen Versuch braucht, um einen Wert für den Schleifpunkt perfekt zu treffen.

Hub

Um das Lenkrad möglichst universell einsetzen zu können, hat P1 Sim auf der Rückseite des Wheels eine Aufnahme angebracht. Dieser ist mit den beiden gängigen Lochkreisen (50,8 und 70 Millimeter) ausgestattet, wobei pro Lochkreis jeweils drei Bohrungen mit und ohne Gewinde vorgesehen sind. Dies ermöglicht eine Verschraubung von außen (z.B. QR von Asetek) oder von innen (Podium-Hub von Fanatec). Damit sollte die Kompatibilität mit allen derzeit erhältlichen QR-Systemen voll gegeben sein. Mit einer Dicke von ca. 7,5 Zentimetern gemessen bis zur Frontplatte ist das Lenkrad gleichzeitig relativ dünn, was viel Spielraum bei der Positionierung am Rig lässt.

Griffe

Das Fazit zu den Griffen des P1 Arnage – GT Sim Racing Wheel fällt gemischt aus. Einerseits bieten die relativ weichen und mit angegebenen 33 Millimetern auch relativ dicken Gummigriffe zwar einen sehr guten Halt bei der Benutzung mit Handschuhen. Andererseits sind sie aufgrund ihrer relativ einfachen Form nicht so ergonomisch wie beispielsweise die Griffe des vor einiger Zeit getesteten Artura Pro Lenkrads von Ascher Racing. Gerade ohne Handschuhe und mit relativ kleinen Händen kann es bei längeren Sessions durchaus zu Problemen kommen. Auch wenn dieser Aspekt sehr subjektiv ist, sind die Griffe in dieser Hinsicht eher durchschnittlich.

USB-Kabel

Die Verbindung zwischen dem P1 Arnage und dem Computer erfolgt über ein spezielles USB-Kabel, das zwei USB-Ports belegt und diese zu einem sicher verschraubbaren Anschluss am Lenkrad zusammenführt. Ein Anschluss ist speziell für den Bildschirm vorgesehen, während der Rest des Lenkrads über den zweiten Teil des Kabels mit Strom und Daten versorgt wird. Das Kabel ist mit einer Länge von ca. 2,5 Metern sehr großzügig dimensioniert, gleichzeitig aber durch die doppelte Anzahl von Adern im Inneren auch relativ unflexibel.

Sticker

P1 Sim enthält einen Aufkleberbogen mit verschiedenen Aufklebern, die sowohl für die Knöpfe als auch für die Drehregler vorgesehen sind. Auch wenn die Aufkleber in verschiedenen Farben (gelb, orange, rot, lila, blau, grün, schwarz) vorhanden sind, fehlen teilweise einige mögliche Belegungen bzw. neutrale Aufkleber. Vor allem die beleuchteten Buttons würden zudem sehr von passenden Button Caps profitieren.

Software

Simhub

Derzeit gibt es wahrscheinlich nur eine einzige große Frage bei Lenkrädern mit steuerbaren LEDs und integriertem Display: Wird Simhub unterstützt? P1 Sim macht hier alles richtig und bietet eine offizielle Unterstützung in der derzeit wohl populärsten Simracing Software. Das Lenkrad kann als eigenes Device hinzugefügt werden und wird dann ohne weitere Konfiguration direkt erkannt. Der Hersteller stellt auch ein bereits vorkonfiguriertes LED-Profil zur Verfügung, das mit wenigen Mausklicks geladen werden kann. So sind neben den RPM-LEDs auch eine Spotter-Funktion sowie Flaggen- und Speed-Limiter-Effekte voreingestellt. Eine Anpassungsmöglichkeit für die Button-LEDs gibt es hingegen nicht.

Das 4-Zoll-Display ist das Hauptmerkmal des Lenkrads und dementsprechend wichtig ist auch das passende Dashboard (Simhub). Hier taucht jedoch ein Problem auf. Da nahezu alle herkömmlichen Lenkräder mit horizontalen Displays ausgestattet sind, gibt es mittlerweile für fast jedes Fahrzeug ein entsprechendes Dashboard zum meist kostenlosen Download. Anders sieht es allerdings beim P1 Arnage aus, wo man derzeit auf die beiden mitgelieferten Dashboards von P1 Sim zurückgreifen muss. Weitere Designs sind nur sehr schwer zu finden, so dass man hier selbst aktiv werden müsste. Der Ansatz von P1 Sim mit einer eigenen Dashboard-Suite ist gelungen, aber hier fehlt es definitiv noch deutlich an Inhalten. Nur zwei verschiedene Dashboards sind zu wenig und auch die zumindest angedeuteten Funktionen „Widgets und Tools“ wurden noch nicht umgesetzt. Hier ist definitiv noch Luft nach oben.

P1 Sim

Mit Hilfe der eigenen Software von P1 Sim kann die Firmware des Lenkrads aktualisiert werden. Diese Software wird jedoch nicht für den normalen Betrieb benötigt und braucht daher nur im Bedarfsfall (Upgrade) geöffnet zu werden.

Fahreindruck

Das Lenkrad macht richtig Spaß. Alle Funktionen des P1 Arnage sind durchdacht und die Anordnung des Displays ist nicht nur eine willkommene Abwechslung, sondern erleichtert auch das Erfassen der Inhalte während der Fahrt. Lediglich das Spiel der beiden Schaltwippen störte in den ersten Runden etwas, was sich aber nach einigen Minuten schnell legte.

Fazit

Das P1 Arnage – GT Sim Racing Wheel ist nicht nur optisch ein echter Hingucker. Das 29 Zentimeter große Lenkrad vereint ein innovatives Konzept mit hochwertigen Materialien (hauptsächlich Carbon und Aluminium), einer Vielzahl an Funktionen und natürlich voller Simhub-Kompatibilität. Demgegenüber stehen einige Schwachpunkte wie die unausgereifte Software, das zum Betrieb notwendige USB-Kabel und auch die mitgelieferten Aufkleber sowie die Shifter mit zu viel Spiel. Auch wenn das Lenkrad aufgrund seiner Form für die meisten Simracer wohl nicht das Hauptlenkrad sein wird, kann es als Zweit- oder Drittlenkrad sicherlich eine gute Wahl sein.

Pros

  • Vertikales Display
  • Simhub-Kompatibilität
  • Materialien (Aluminium / Carbon)
  • Doppelkupplung
  • Funktionstasten
  • Hub (leichte Montage)

Cons

  • Sticker
  • Unausgereifte Software
  • Shifter mit zu viel Spiel
  • USB-Kabel
  • (Griffe)

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