VRS DirectForce Pro – Pedale im Test

VRS DirectForce Pro – Pedale im Test

Kaum ein Pedal-Set ist derzeit so oft ausverkauft wie die DirectForce Pro Pedale von VRS. Sind die Pedale ihr Geld wert und ist der Hype gerechtfertigt? Wir testen die Loadcell Pedale und stellen sie auf den Prüfstand.

Bestellung und Versand

Wer die Pedale aktuell kaufen möchte, muss geduldig oder sehr schnell sein. Einige Shops bieten die VRS-Pedale zur Vorbestellung an, andere geben ihre Bestände oft mit sehr kurzer Vorankündigung zum Verkauf frei. In der Regel werden folgende Preise ohne Versand angegeben.

  • 2er Set (Gas und Bremse): 597€
  • Kupplung: 227€

Eine Baseplate oder sonstiges Zubehör direkt von VRS werden für die Pedale derzeit nicht angeboten.

Lieferumfang

Das Kapitel Lieferumfang ist schnell abgehandelt, denn VRS geht hier einen eher spartanischen Weg. Neben den Pedalen selbst und einer Controllerbox mit USB-Kabel wird lediglich eine zweite Feder mit zusätzlichen Spacern mitgeliefert. Auf Montagematerial muss man ebenso verzichten wie auf eine ausführliche Anleitung:

  • Pedale
  • Controller
  • USB-Kabel
  • Alternative Feder (blaue Feder vormontiert, rote Feder optional)


Kompatibilität

Die Pedale sind ausschließlich für den Einsatz am PC konzipiert. Sie sind daher nicht für den Einsatz an Konsolen geeignet. Für den Betrieb am PC wird lediglich ein freier USB-Port benötigt, die Pedale sind dann mit allen aktuellen Simracing-Titeln kompatibel.


Montage

Für die Montage der Pedale sind an der Unterseite jeweils vier Langlöcher vorgesehen, mit denen die Pedale z. B. direkt an einer vorhandenen Montageplatte oder an Aluminiumprofilen befestigt werden können. Dazu werden jeweils vier Schrauben (zum Beispiel M6) und passende Muttern oder Nutensteine benötigt. In vielen Fällen empfiehlt sich zusätzlich die Verwendung einer passenden Baseplate und/oder einer Fersenstütze.

Für den Test wurden die Pedale direkt auf die Montageplatte eines Trak Racer Rigs (TR80 Lite) montiert und mit einer Fersenstütze kombiniert. Die Controllerbox wurde dann einfach unter dem Rig versteckt, kann aber bei Bedarf mit zwei Schrauben pro Seite auch fest montiert werden.

Pedale

VRS verwendet für die Pedale nach eigenen Angaben „FEA optimized laser cut stainless steel“ sowie „custom PTFE inserts“. Letztere sollen für einen besonders leichtgängigen Lauf sorgen. Die Konstruktion ist insgesamt sehr massiv und in Kombination mit kaum vorhandenem seitlichen Spiel gehören die Pedale in dieser Kategorie sicherlich zur High End Kategorie.

Auch in Sachen Anpassungsfähigkeit können die Pedale punkten. Der Winkel der Pedale lässt sich über Langlöcher (21 Grad Unterschied zwischen der flachsten und der steilsten Pedalstellung) an der Halterung sowie an den Pedalplatten einstellen. Die Höhe kann ebenfalls über Langlöcher in einem Bereich von etwa drei Zentimetern eingestellt werden. Gleiches gilt für die Tiefe der einzelnen Pedale: Auch hier gibt es einen Spielraum von zwei Zentimetern, ebenfalls einstellbar über Langlöcher.

Leider hat VRS darauf verzichtet, dem Pedalset eine ausführliche Bedienungsanleitung beizufügen. Der Nutzer muss sich die Infos entweder selbst über diverse Kanäle (YouTube, Discord und Co.) zusammensuchen oder die Einstellungen selbst herausfinden.

Gaspedal

Das Gaspedal fällt dem Simracing-Kenner sofort durch die auf den ersten Blick fragil wirkende „seltsam gebogene“ Feder auf, die sich grundlegend von den meisten anderen Designs unterscheidet. Durch diese Art der Kraftübertragung auf die Loadcell wird keine zusätzliche Führung benötigt, wodurch unerwünschte Reibung beim Betätigen des Gaspedals entfällt. Dies führt zu einem sehr gleichmäßigen Pedalgefühl, insbesondere in Verbindung mit den verwendeten Kugellagern.

Folgende Einstellungen können vorgenommen werden:

  • Travel: Mit dem eingebauten Endanschlag kann der maximale Weg des Gaspedals begrenzt werden. Die Einstellung erfolgt mit einem Inbusschlüssel. Beim Festziehen der Schrauben neigt der Endanschlag zum Verrutschen, hier ist etwas Fingerspitzengefühl gefragt.
  • Vorspannung: An der Halterung auf der Rückseite kann über das Gewinde die Vorspannung der Feder verändert werden. Hier ist darauf zu achten, dass die Feder bei voller Auslenkung nicht zu stark durchgebogen wird um Schäden zu vermeiden. Dazu muss eine geeignete Position der Loadcell gewählt werden, die mit zwei Schrauben fixiert wird.
  • Loadcell: Diese kann, wie bereits angedeutet, in der Höhe verstellt werden, wodurch vor allem die maximale Federkraft verändert wird.
  • Position der Pedalplatte: Durch Verschieben der Pedalplatte nach oben oder unten wird die erforderliche Kraft und der maximale Pedalweg entsprechend verändert.
    • Niedrigere Höhe: weniger Weg, mehr Kraft
    • größere Höhe: mehr Weg, weniger Kraft

VRS gibt an, dass durch die jeweiligen Extremeinstellungen bis zu 58,1 Millimeter Weg oder 8,4 Kilogramm maximale Kraft eingestellt werden können. Der kleinste mögliche Pedalweg beträgt 21,5 Millimeter.

Bremspedal

Auch bei der Bremse fällt sofort auf, dass VRS im Gegensatz zu den meisten Herstellern keine Gummi-Elastomere verwendet. Stattdessen kommt nur eine einzige Feder zum Einsatz. Diese wird in Kombination mit einer verstellbaren Zugstange eingesetzt und ermöglicht so verschiedene Bremsprofile. Folgende Einstellungen sind möglich:

  • Feder: Zusätzlich zur serienmäßig verbauten blauen Feder liefert VRS eine rote mit, die deutlich härter ist und für eine maximale Bremskraft von 130 kg ausgelegt ist. Die blaue Feder ermöglicht eine Bremskraft von bis zu 65 kg (jeweils bei Standardeinstellung). Der Austausch ist ohne Werkzeug möglich.
  • Bremskraftkurve (über die Zugstange): Mit der Zugstange kann das Bremsgefühl grundlegend verändert werden. Dazu wird sie mit zwei Schraubenschlüsseln (nicht im Lieferumfang enthalten) gelöst und in der Länge verstellt. Dabei ist darauf zu achten, dass auf beiden Seiten genügend Gewinde übrig bleibt (mindestens 5 mm):
    • Kürzerer Abstand: Dadurch wird das Bremspedal in der Anfangsphase sehr weich.
    • Längerer Abstand (bzw. weniger freiliegendes Gewinde): Dadurch wird das Bremspedal in der Anfangsphase deutlich härter. Hierbei ist darauf zu achten, dass die Vorspannung der Feder entsprechend angepasst wird, so dass die Feder auch ohne Krafteinwirkung bereits leicht vorgespannt ist und sich nicht frei bewegen kann.
  • Preload: Hierzu muss die gesamte Federkonstruktion herausgenommen werden, was aufgrund der beengten Platzverhältnisse ohne Übung etwas holprig sein kann. Dann wird die Konstruktion mit Hilfe von drei(!) Schraubenschlüsseln (10mm x 2 , 12mm) gelockert und man kann Spacer hinzufügen oder entfernen. Dieser Vorgang ist zunächst nicht sehr intuitiv und die richtige Menge an Spacern ist ohne entsprechende Erfahrung nicht immer auf den ersten Blick ersichtlich. Hier setzt eine „Trial-and-Error“-Phase ein und das Sprichwort „Versuch macht klug“ trifft den Vorgang wohl am besten.
  • Position der Pedalplatte: Durch Verschieben der Pedalplatte nach oben oder unten verändert sich auch hier der erforderliche Kraftaufwand und der maximale Pedalweg.
    • Niedrigere Höhe: weniger Weg, mehr Kraft
    • größere Höhe: mehr Weg, weniger Kraft

Auch wenn die Einstellungen grundsätzlich mit vertretbarem Zeitaufwand durchgeführt werden können, sind sie doch eher umständlich. Vor allem das benötigte Werkzeug, insbesondere die nicht im Lieferumfang enthaltenen Schraubenschlüssel, fallen hier definitiv negativ auf. Auch wenn die meisten Simracer diese sicherlich im Werkzeugkoffer haben werden oder sich anderweitig zu helfen wissen, bieten andere Hersteller mittlerweile deutlich komfortablere Einstellmöglichkeiten, teilweise sogar ganz ohne Werkzeug.

Controller-Box

Die einzelnen Pedale sind mit je einem Kabel versehen, die, ebenso wie das USB-Kabel für die Verbindung zum PC, direkt in die Controllerbox (Bild siehe Abschnitt Lieferumfang) eingesteckt werden. Die Box besteht aus Aluminium und lässt sich durch ihre geringe Größe leicht verstecken oder durch die vier Befestigungslöcher direkt am Rig anschrauben.

Software

Die Software, die VRS zur Verfügung stellt, ist vor allem eines: praktisch. Auch wenn man sich auf den ersten Blick designtechnisch um ein Jahrzehnt zurückversetzt fühlt, lassen sich alle wichtigen Einstellungen in Sekundenschnelle vornehmen und Profile speichern und laden. Auch wenn auswählbare vordefinierte Pedalkurven oder mehr einstellbare Punkte für deren Konfiguration sicherlich ein netter Bonus wären, ist die Software dennoch völlig ausreichend und sehr leicht verständlich.

Fahrgefühl / Praxistest

Im Praxistest müssen sich die VRS-Pedale definitiv nicht verstecken. Das Gaspedal lässt sich durch die gewählte Konstruktion sehr feinfühlig dosieren, das Konzept der führungslosen Feder geht hier trotz der ungewohnten Optik auf. Lediglich der recht laute Endanschlag könnte hier sehr geräuschempfindlichen Menschen ein Dorn im Auge sein.

Auch das Konzept der Bremse erweist sich im Praxistest als gelungen. Auch wenn man von Pedalen mit normalem Elastomeraufbau kommend zunächst eine kurze Eingewöhnungszeit benötigt, lässt sich die Bremse sehr angenehm bedienen. Insbesondere beim Trail-Bremsen liegt sie sehr gut am Fuß an und lässt sich sehr fein dosieren. Ein grundsätzlicher Vorteil dürfte auch sein, dass die Feder über einen langen Zeitraum die gleichen Eigenschaften behält (im Gegensatz zu einem Elastomer aus Kunststoff, das mit zunehmendem Alter in der Regel nicht mehr 100%ig die gleichen Eigenschaften aufweist). Dies kann im Rahmen eines normalen Pedaltests (in der Regel vier bis acht Wochen) allerdings nicht in konkreten Zahlen dargestellt werden. Bereits nach wenigen Runden zeigte sich während des Tests jedoch, dass die rote Feder für die meisten Simracer (mit einem soliden Rig) wohl die richtige Wahl ist, da sie deutlich höhere Bremskräfte zulässt.

Modding

Aufgrund der fehlenden Fersenauflage war schnell klar, dass ein entsprechender 3D-Druck Abhilfe schaffen musste. So kam ein gedruckter Heel Rest zum Einsatz, der das Betätigen der Pedale etwas angenehmer macht.

Fazit

Mit den DirectForce Pro Pedalen ist VRS ein gelungener Einstand in den Markt der Simracing Pedale gelungen. Eine solide Konstruktion mit hochwertigen Materialien gepaart mit einer sehr guten Performance lassen die Herzen definitiv höher schlagen. Viele Einstellmöglichkeiten auf der Hardwareseite und eine leicht verständliche Software stehen allerdings einem sehr überschaubaren Lieferumfang ohne Montagematerial und Werkzeug gegenüber. Insgesamt richten sich die Pedale klar an Kenner, was auch noch einmal dadurch unterstrichen wird, dass VRS weder eine Baseplate noch sonstiges Zubehör wie zum Beispiel eine Fersenablage zum Verkauf anbietet. Wer damit kein Problem hat oder gar schon ein Rig mit entsprechender Montagemöglichkeit besitzt, kann hier bedenkenlos ein sehr gutes Pedal-Set zu einem sehr fairen Preis erwarten, das sich durchaus mit Pedalen im Preisbereich bis 1000€ messen kann.

Pros

  • Sehr gutes Bremsgefühl
  • Sehr gutes Gaspedal
  • Viele Einstellmöglichkeiten
  • Materialien
  • (Software)
  • (Preis/Leistungs-Verhältnis)

Cons

  • Umständliche Einstellungen
  • Lieferumfang
  • (Zubehör nur von Drittanbietern)


Ein Gedanke zu „VRS DirectForce Pro – Pedale im Test

  1. Sehr gutes Review das ich als VRS Nutzer definitiv in allen Punkten so bestätigen kann. Meine Pedale stammen aus einer der ersten Lieferungen aus Juni 21 und zeigen bislang keinerlei Verschleiß.
    Zu erwähnen sei noch, das VRS mittlerweile eine neue Version der Software auf deren Discord anbietet. Diese hat ein paar Komfort Funktionen wie „Dark Mode“ und eine etwas übersichtlichere Bedienoberfläche. Leider lässt die VRS website was die Aktualität der Soft- und Firmware angeht etwas zu wünschen übrig, deshalb der Verweis auf den Discord.

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