SIMJACK PRO Pedals (Aliexpress) im Test

SIMJACK PRO Pedals (Aliexpress) im Test

Simracing-Pedale gibt es mittlerweile in vielen Formen und auch Qualitätsstufen. Können die günstigen SIMJACK-Pedale von Aliexpress für ca. 150€ trotz ihres Preises überzeugen oder sind die Abstriche am Ende doch zu groß?

Bestellung und Versand

Bestellung und Versand laufen hier etwas anders ab als bei den meisten anderen Simracing-Produkten. Die hier getesteten Pedale wurden bei Aliexpress von einem der verschiedenen Anbieter bestellt. Da der Preis inklusive Coupons (in der Regel gibt es Gutscheine mit unterschiedlichen Werten) knapp unter 150€ lag, wurde die Einfuhrumsatzsteuer in Deutschland direkt von Aliexpress einbehalten. Liegt man über der Grenze bzw. bestellt man aus einem anderen Land, kann dies ggf. etwas anders aussehen und es können zusätzlich Steuern und Zollgebühren anfallen.

Zur Zeit gelten folgende Preise (ohne Coupons und eventuelle Steuern und Zölle):

• Brake + Throttle: 168.34€
• Brake + Throttle + 1 x hydraulic rod: 179.75€
• Brake + Throttle + 2 x hydraulic rod: 191.17€
• Brake + Throttle + Clutch: 217.35€
• Brake + Throttle + Clutch + 1 x hydraulic rod: 228.77€
• Brake + Throttle + Clutch + 2 x hydraulic rod: 240.19€
• Brake + Throttle + Clutch + 3 x hydraulic rod: 251,61€
• Base Plate: 83.42€

Lieferumfang

Der Lieferumfang des 2er-Pedal-Sets ist überschaubar, enthält aber neben der Controller-Box und dem passenden USB-Kabel auch Schrauben mit passenden Muttern zur Befestigung der Pedale am Rig:

• Pedale
• Controller-Box
• Schrauben + Muttern (je 4x pro Pedal)
• Inbusschlüssel (M3 + M6)
• USB-Kabel

Kompatibilität

Das Kapitel Kompatibilität ist schnell abgehakt. Von Haus aus sind die Pedale nur am PC verwendbar. Allerdings lassen sich unter anderem die Elastomere austauschen und durch den Aufbau als Loadcell-Pedal können bei Bedarf auch andere Controller verwendet werden. Bastler sind hier schon aktiv geworden und es gibt Berichte über verschiedene Lösungsansätze.

Montage

Die Pedale haben auf beiden Seiten fast durchgehende Langlöcher. Damit sind sie vielen High-End-Pedalen voraus, die (vermutlich aus Designgründen) hier oft deutlich weniger Spielraum bieten. Damit sollten sich die Pedale auf fast jeder Baseplate montieren lassen. Mit den mitgelieferten Schrauben und Muttern ist die Montage in wenigen Minuten erledigt. Für die Befestigung an Aluminiumprofilen werden zusätzlich nur noch die passenden Nutensteine benötigt.

Pedale

Die Pedale sind fast vollständig aus 3 mm starkem Edelstahl gefertigt. Insgesamt sind sie damit für den aufgerufenen Preis erstaunlich wertig, auch wenn sie in Sachen Verarbeitungsqualität definitiv nicht an Pedale im Bereich ab 500€ herankommen. Aber wenn man sich den Preis noch einmal vor Augen führt, kann man mit den wenigen Kritikpunkten wohl in vielen Fällen mehr als gut leben:

• Die Pedale haben durch die eingesetzten Gleitlager ein leichtes Seitenspiel, vor allem wenn keine Vorspannung anliegt. Dieses störte jedoch bei der Fahrt zu keinem Zeitpunkt.
• Bei Erhalt der Pedale sollten unbedingt die einzelnen Schraubverbindungen überprüft werden. Bei dem hier getesteten Set mussten mehrere Schrauben nachgezogen werden.
• Einige Kanten sind nicht 100% sauber verarbeitet.

Gaspedal

Das Gaspedal arbeitet mit einer Loadcell, die die Bewegung des Pedals über den Druck einer Feder misst. Das Pedal kann auf verschiedene Arten eingestellt werden:

• Neigung. Die Neigung des Pedals kann durch fünf verschiedene Bohrungen auf der Rückseite der Montageplatte eingestellt werden.
• Endanschlag: Mit dem Gummiendanschlag an der Unterseite kann der Pedalweg begrenzt werden. Dies ist mit wenigen Handgriffen erledigt, allerdings müssen die Schrauben sehr fest angezogen werden. Im Auslieferungszustand waren diese zu locker und der Endanschlag sprang bei der ersten Probefahrt in die maximale Position.
• Höhe. Die Pedalhöhe lässt sich über die Pedalplatte leicht variieren.
• Härte: Ohne den zusätzlich erhältlichen Dämpfer kann hier nur die Vorspannung der Feder leicht verändert werden.

Das Gaspedal fühlte sich während der Testrunden sehr solide an und lag in der Härte im Mittelfeld aller bisher getesteten Pedale. Durch die große Pedalplatte hat man immer genügend Kontaktfläche zum Pedal.

Bremspedal

Das Bremspedal ist mit einer 200 Kilogramm schweren Loadcell ausgestattet, auf die das Pedal über eine Kombination aus drei Gummi-Elastomeren und einer Stahlfeder Druck ausübt. Fans von Bremsen mit geringem Kraftbedarf kommen hier auf ihre Kosten, für alle anderen sind die gewählten Elastomere viel zu weich. Bereits ab etwa 50 Kilogramm Bremsdruck stoßen sie an ihre Grenzen und verformen sich deutlich. Durch den einfachen Aufbau ist es aber relativ einfach, hier Elastomere von Drittanbietern einzusetzen und die Pedale deutlich härter zu machen.

Während der ersten Testrunden wurde schnell klar, dass das Bremspedal durch die vormontierten Elastomere für hohe Einstellungen (in KG) zu weich war. So wurden die Elastomere schnell gegen härtere ausgetauscht und es konnte wieder mit hartem Bremsdruck gebremst werden, wie man es von den sonst deutlich teureren Loadcell-Pedalen gewohnt ist.

Die übrigen Einstellmöglichkeiten der Bremse (Vorspannung, Winkel und Höhe) entsprechen denen des Gaspedals

Controller-Box und Software

Die SIMJACK-Pedale nutzen einen STM32-Mikrocontroller, der in einem Aluminiumgehäuse untergebracht ist. Leider liefert der Hersteller keine eigene Software mit, so dass man z.B. auf die Software DiView zurückgreifen muss. Hier werden die Pedale manuell kalibriert und Parameter wie Totzone und maximaler Bremsdruck müssen über Rohwerte eingestellt werden.

Modding

Die Pedale bilden eine solide Basis, bieten aber viel Raum für Verbesserungen. Erster Ansatzpunkt sollten hier sicherlich die verwendeten Elastomere sein. Bereits ab 20€ kann hier für vergleichsweise wenig Geld ein deutlicher Mehrwert erzielt werden. Auch alternative Controller oder eine andere Software werten die Pedale deutlich auf. Für Bastelinteressierte sind die Pedale daher sicherlich eine sehr gute Ausgangsbasis.

Fazit

Die SIMJACK PRO Pedale sind eine echte Überraschung. Denn für ca. 150€ erhält man hier wohl den derzeit größten Gegenwert auf dem Simracing-Markt und die Pedale bieten damit auch das derzeit wohl beste Preis-Leistungs-Verhältnis. Käufer sollten sich lediglich darüber im Klaren sein, dass sowohl die allgemeine Verarbeitungsqualität als auch vor allem die mitgelieferten Elastomere nicht mit Pedalen der 500€+ Klasse mithalten können. Für den aufgerufenen Preis ist dies aber mehr als akzeptabel und kann bei Bedarf mit vergleichsweise geringem Aufwand korrigiert werden. Insbesondere für den DIY-interessierten Simracer erhält man hier einen wohl unvergleichbaren Gegenwert, so dass man z.B. auch eventuell auftretende Probleme bei Garantiefragen durchaus in Kauf nehmen kann.