Simgrade VX-PRO Pedals im Test

Simgrade VX-PRO Pedals im Test

Es ist nicht immer einfach, das Rad neu zu erfinden. Gerade Simracing-Pedale kennt man mittlerweile in allen Formen und Größen. Egal ob mit Loadcell oder hydraulisch, die Unterschiede werden immer kleiner. Wo ordnen sich die VX-PRO Pedale von Simgrade in diesem hart umkämpften Markt ein?

Bestellung und Versand

Die Pedale können derzeit direkt vom finnischen Hersteller bezogen werden und sind dort aktuell ab knapp 500€ für Gas und Bremse erhältlich. Zusätzlich fallen Versandkosten von ca. 25€ innerhalb der EU an.

Die hier vorgestellten Pedale wurden im Rahmen der Markteinführung vorbestellt. Leider kann an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben, dass die versprochenen Lieferzeiten deutlich nicht eingehalten wurden. Über teilweise mehrere Monate war die Kommunikation seitens des Herstellers auf ein Minimum reduziert und man musste sich Informationen über Verzögerungen aus diversen Social Media Kanälen zusammensuchen. Leider setzte sich die schlechte Kommunikation auch nach dem Versand der Pedale fort. Trotz mehrmaliger Nachfrage konnte bis zum Zeitpunkt des Reviews keine Rechnung zur Verfügung gestellt werden.

Auch wenn die Anzahl der Vorbestellungen vermutlich deutlich höher war als erwartet, kann man hier nur hoffen, dass der Hersteller diesen Bereich der Kundenerfahrung in Zukunft deutlich verbessern kann.

  • Gas und Bremse: 474.81€
  • Gas, Bremse und Kupplung: 650.93€
  • Kupplung: 190.98€
  • Pedal Base Plate: 95.01
  • Tilting heel support: 75.81€
  • Side support: 27.83€

Lieferumfang

Die Pedale werden mit Montagematerial inklusive Nutensteinen und zwei Spacern für die 2-Stage-Bremse geliefert. Eine USB-C-Kabel wird zusätzlich benötigt, die Anleitung findet sich online zum Download.

  • Pedale
  • Controller-Box
  • Nutensteine
  • Sechskantschrauben
  • Unterlegscheiben
  • Spacer

Kompatibilität

Die Pedale sind für den Gebrauch am PC vorgesehen, sind laut Simgrade aber über den zusätzlich erhältlichen Drive Hub auch an einer Konsole benutzbar.

Montage

Die Pedale sind vorne und hinten mit je zwei Langlöchern versehen. Diese sind jedoch aufgrund der sehr kompakten Bauweise der Pedale sehr kurz, so dass nicht alle Pedalplatten out of the box kompatibel sind. Die beiden Löcher an der Vorderseite sind frei zugänglich, so dass hier problemlos normale Zylinderschrauben mit Innensechskant verwendet werden können. Da aber die Langlöcher auf der Rückseite der Pedale von der jeweiligen Laodcell verdeckt werden, ist dies dort nicht möglich. Simgrade legt (vermutlich deshalb) umständliche schwarze Sechskantschrauben bei, um diese Einschränkung auszugleichen. Sehr vorbildlich sind die mitgelieferten Nutensteine, um die Pedale auch auf Aluminiumprofilen montieren zu können.

Anschließend müssen die Pedale nur noch mit der Controllerbox und diese mit einem USB-C Kabel mit dem PC verbunden werden. Letzteres ist allerdings nicht im Lieferumfang enthalten.

Pedale

Die Pedale haben alle die gleiche Grundkonstruktion und teilen sich somit den schwarz eloxierten Pedalarm und die untere Befestigung. Abgesehen von der vorderen Abdeckung sind alle Komponenten aus Metall und laut Simgrade sind die Pedale wartungsfrei:

Maintenance free design (load cells, sealed bearings): dust has no effect on the performance

Simgrade.fi

Die beiden Pedale können in zwei verschiedenen Stellungen montiert werden. Im Auslieferungszustand stehen sie nahezu senkrecht, können aber durch einen kurzen Umbau (möglichst vor dem Einbau) um 8,5° nach hinten geneigt werden.

Die Federn der Pedale sind jeweils Standardware (Compatible with ISO 10243 Die Springs), können also bei Bedarf sehr einfach gegen Alternativen ausgetauscht werden.

Insgesamt sind die Pedale sehr hochwertig und machen einen sehr langlebigen Eindruck, was sich natürlich erst in den nächsten Monaten und Jahren bestätigen lässt.

Bremspedal

Das Herzstück des Pedalsets ist natürlich die Bremse, die mit einer 200 Kilo Loadcell betrieben wird, welche laut Simgrade einen Bremsdruck von umgerechnet bis zu 90 Kilo (gemessen in der Mitte der Pedalplatte) ermöglicht. Das System unterscheidet sich insofern von anderen Herstellern, als die Kraft über Kugellager auf die Loadcell übertragen wird. Diese rollen mit zunehmendem Druck über die Loadcell und sorgen so für den entsprechenden Bremsausschlag.

Um die Bremse einzustellen, kann man die Federhalterung in verschiedenen Positionen einrasten lassen. Während die unterste Position ein sehr weiches Bremspedal ergibt, wird das Pedal mit jeder weiteren Stufe entsprechend härter. (Bei diesem Test wurde fast ausschließlich die zweithöchste Stufe in Verbindung mit ca. 70-80 kg Bremsdruck verwendet).

Um die Feder zu wechseln, muss man nur die Vorspannung etwas lockern und kann sie dann einfach mit der Hand in eine der anderen Aussparungen einhängen. Mit der Einstellung der Vorspannung verändert man gleichzeitig die Charakteristik der Bremse, vor allem im Anfangsbereich des Bremsvorgangs.

Insgesamt hat man so mit relativ wenigen Handgriffen ein doch recht großes Spektrum an Einstellmöglichkeiten. Hier wäre es allerdings sehr schön, wenn in der Anleitung etwas genauer auf die Auswirkungen der einzelnen Einstellungen eingegangen würde. Pedalkurven für den Bremsweg in Abhängigkeit vom Druck bei verschiedenen Einstellungen, wie sie z.B. Heusinkveld liefert, würden hier helfen, die Einstellungen zu erleichtern.

2-Stage-System

Die Pedale verfügen über ein zweistufiges System, das durch Spacer im Inneren der Feder realisiert wird. Erreicht der Bremsdruck einen entsprechenden Wert, wurde die Feder entsprechend zusammengedrückt und die Spacer verhindern ein weiteres Einfedern. Ab diesem Punkt wird der Restdruck nahezu ohne zusätzlichen Pedalweg auf die Loadcell übertragen.

Um den Einsetzpunkt der zweiten Stufe zu verändern, liefert Simgrade zwei zusätzliche Spacer mit. Durch entsprechendes Hinzufügen oder Entfernen kann so die zweite Stufe in verschiedenen Schritten verschoben werden.

Das funktioniert in der Praxis auch sehr gut, erfolgt aber quasi blind, da Simgrade keine empfohlenen Einstellungen vorgibt. Gerade wenn man auch noch die anderen Einstellungen ändert, kann man hier sehr leicht durcheinander kommen. Asetek setzt hier z.B. auf verschiedene Elastomere und damit fest definierte Werte für die Positionierung der zweiten Stufe.

Eine Empfehlung: Zuerst eine Position für die Arretierung und Vorspannung der Feder festlegen und dann mit den Spacern das 2-stufige System einstellen. So ändert man immer nur einen Parameter und kann dann mit Hilfe der Rohwerte aus der Software die passende Anzahl an Spacern herausfinden.

Insgesamt konnte das Bremspedal nach einer längeren Einstellungsphase sehr überzeugen. Sowohl ohne als auch mit 2-Stufen-System ließ es sich sehr fein dosieren und die Bremspunkte konnten bereits nach wenigen Runden der Eingewöhnung zuverlässig getroffen werden.

Gaspedal

Das Gaspedal funktioniert ähnlich wie die Bremse. Auch hier wird die Kraft über Kugellager übertragen, die auf einer Loadcell abrollen. Hier kommt eine 100 kg schwere Loadcell zum Einsatz, wodurch das Gaspedal theoretisch sehr hart eingestellt werden kann.

Insgesamt gibt es hier drei verschiedene Einrastpunkte für die Feder, wobei die unterste wohl nur für den Betrieb am Schreibtisch sinnvoll erscheint. Für diesen Test wurde die mittlere Position mit etwas zusätzlicher Vorspannung gewählt, was zu einem sehr fein dosierbaren Gaspedal führte.

Durch die Verwendung der Loadcell ist die Pedalkurve (Weg bis Auslenkung) natürlich nicht mehr linear, was aber über die Software korrigiert bzw. abgeschwächt werden kann. Auch wenn die Loadcell hier in der Praxis keinen wirklichen Vorteil bringt, so sorgt sie zumindest für ein wartungsfreies Gaspedal.

Auf der Rückseite der Pedale kann der Pedalweg mit zwei Schrauben auf jeder Seite eingestellt werden, wobei der maximale, aber recht kurze Ausschlag (ca. drei Zentimeter) von den meisten Benutzern nicht verstellt werden dürfte. Wenn der Weg nicht ausreicht, kann man die Feder durch Reduzierung der Vorspannung aushängen, den Pedalarm nach hinten klappen und dann die vordere Abdeckung abnehmen. Dadurch erhält man wieder etwas mehr Weg, verändert aber natürlich auch den Winkel des Pedals entsprechend.

Pedal Plates

Die Pedalplatten bestehen aus Aluminium und sind leicht gebogen und auf der Oberseite sind jeweils acht Löcher integriert. Die Plates können auf der Rückseite in der Höhe verstellt werden. Dazu werden die beiden Schrauben gelöst, die Plates verschoben und anschließend die Schrauben wieder angezogen. Die Plates bieten relativ wenig Grip, was aber während des Reviews kein Problem darstellte (Gefahren mit Kartschuhen).

Controller-Box

Die Pedale müssen an die mitgelieferte Controller-Box angeschlossen werden. Diese besteht vollständig aus Kunststoff und enthält eine Platine mit Anschlüssen für die drei Pedale sowie einen USB-C-Anschluss für die Verbindung mit einem PC.

Durch das sehr geringe Gewicht kann die Box nahezu überall positioniert werden. Dazu kann man entweder die beiden mitgelieferten Schrauben verwenden oder die kleine Box einfach z.B. auf die Unterseite des Pedalboards kleben.

Software

Für die Kalibrierung der Pedale bietet Simgrade eine eigenständige und gleichzeitig sehr übersichtliche Software an. Hier können die RAW-Werte von Bremse und Gaspedal definiert und an die eigenen Bedürfnisse angepasst werden. Außerdem können Profile als Datei gespeichert und geladen sowie Pedalkurven für alle Pedale definiert werden.

Durch die Verwendung einer Loadcell für das Gaspedal ist es ratsam, den Endpunkt entsprechend dem Erreichen des physikalischen Endanschlags anzupassen. Zusätzlich kann eine Pedalkurve definiert werden, um die Nichtlinearität der Konstruktion auszugleichen.

Wichtig: Für die Bremse dürfen RAW-Werte von 17.000 nicht überschritten werden

Zubehör

Simgrade bietet neben einer optionalen Baseplate (die die Montage erheblich vereinfacht), Side Supports und einem Heel Rest auch einen Tilting Heel Support an, der am Gaspedal montiert werden kann.

Modding

Simracing und DIY gehen Hand in Hand. Grund genug auch hier wieder ein kleines DIY-Projekt vorzustellen. Der Heel Rest ist für ein 2-Pedal-Setup ausgelegt.

Fazit

Die Simgrade VX-PRO Pedale sind ein sehr gelungenes Pedalset, das sich durch eine sehr kompakte Bauweise und hochwertige Materialien auszeichnet. Das einzigartige Design lässt die Pedale aus der Masse der aktuellen Loadcell Pedale herausstechen und führt zu einer neuen Art von Einstellmöglichkeiten. Positiv zu erwähnen ist auch das eingebaute 2-Stufen-System sowie die gute und einfach zu bedienende Software.

Leider wird der gute Gesamteindruck durch die teilweise sehr schlechte Kommunikation seitens des Herstellers getrübt. Ebenso wäre es wünschenswert, eine ausführliche Bedienungsanleitung beizulegen, da gerade bei einer solch einzigartigen Konstruktion Referenzeinstellungen sehr wichtig wären.

Insgesamt sind die Pedale bei einem Preis von ca. 500 € als 2er-Set dennoch eine klare Kaufempfehlung, wenn man über die genannten Kritikpunkte hinwegsehen kann.

Pros

  • Kompaktes Design
  • Gutes Bremsgefühl
  • 2-Stage-System
  • Software
  • Materialien und Verarbeitung
  • Preis/Leistungs-Verhältnis
  • Erhältliches Zubehör

Cons

  • Kommunikation mit Hersteller
  • Mounting
  • (Anleitung)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert